Einzigartiges Rollenspiel mit unnötigen Frustmomenten
Summoner 2 ist ein Rollenspiel mit Action-fokussiertem Kampfsystem, das von THQ im Jahr 2002 exklusiv für die PlayStation 2 veröffentlicht wurde. Als Nachfolger des ersten Summoner-Titels knüpft das Spiel erzählerisch nicht direkt an seinen Vorgänger an, sondern erzählt eine neue gänzlich neue Geschichte.
Im Zentrum der Handlung steht Maia, die Königin des Inselreichs Halassar. Sie gilt unter ihren Gefolgsleuten als die wiedergeborene Göttin Laharah und soll eine uralte Prophezeiung zur Rettung des Lebensbaums von Eleh erfüllen. Mit dieser gigantischen Aufgabe ist Maia jedoch nicht allein. Im Verlauf der Geschichte schließen sich ihr weitere tapfere Begleiter an, die jeweils über individuelle Stärken und Fähigkeiten verfügen. Doch nicht alle Völker sind von Maias göttlicher Herkunft überzeugt und stellen ihren Machtanspruch offen in Frage. So kommt es im Verlauf der rund 30-stündigen Kampagne zu zahlreichen Auseinandersetzungen mit anderen Akteuren und Fraktionen.
Summoner 2 setzt auf ein actionorientiertes Echtzeit-Kampfsystem, das sich spürbar vom Vorgänger unterscheidet. Während man Figuren in Summoner über indirekte Befehle steuert, übernimmt der Spieler nun die direkte Kontrolle über Maia bzw. eines der anderen aktiven Gruppenmitglieder. Die taktische Note kommt dennoch nicht zu kurz denn beim Aufrufen des Aktionsmenüs pausiert das Spiel automatisch. Hier können Spieler dann in aller Ruhe zur Kampfsituation passende Zauber, Tränke oder Spezialfähigkeiten auswählen. Rollenspiel-typisch werden die Charaktere mit wachsenden Erfahrungspunkten immer besser und können stärkere Zauber und Fähigkeiten wirken. Dabei ist Maia die Einzige unter ihren Verbündeten, die auch die Fähigkeit besitzt, sich in mächtige Elementarwesen zu verwandeln. Die unterschiedlichen Transformationen lassen sich zwar nur temporär nutzen, erweisen sich aber vor allem in den knackigen Bosskämpfen als ungemein hilfreich.
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Meinung
In den ersten Spielstunden mit Summoner 2 sind mir zwei wesentliche Dinge ins Auge gestochen, die ich so nicht erwartet hatte. Der zweite Teil der Rollenspielreihe bricht zum einen kompromisslos mit Story und Kampfsystem seines Vorgängers. Dies mag eventuell nicht jedem Spieler gefallen. Doch zum anderen, und das ist eindeutig positiv zu bewerten, ist die technische Umsetzung sauber gelungen. Denn während im Vorgängerspiel Summoner regelmäßig unschöne Framerate-Einbrüche und lange Ladezeiten auftreten, ist im Nachfolger davon nahezu nichts zu spüren. Gott sei Dank! Die komplett Deutsche Vertonung mit bekannten Sprechern rundet den hochwertigen Eindruck ab. Hier ist spürbar mehr Arbeit in Technik und Präsentation gesteckt worden, als es noch beim ersten Teil der Fall war.
Das dynamische Kampfsystem sticht für mich als eine ganz große Stärke in Summoner 2 hervor. Durch die direkte Steuerung der Figuren fühlen sich die Kämpfe stets spannend und actionreich an. Man kann angreifen, blocken, Spezialangriffe ausführen oder die Flucht ergreifen. Für viele Gegner reicht dieses Set an Manövern auch tatsächlich aus. Sobald jedoch etwas mehr Strategie erforderlich ist, lässt sich das Kampfgeschehen pausieren und nach geeigneten Zaubersprüchen oder Schriftrollen suchen. Im Zweifel kann auch die aktiv gesteuerte Figur nahtlos gewechselt werden und die KI übernimmt den Hauptcharakter. Egal ob man lieber Magier, Heiler oder Nahkämpfer spielt, für jeden Geschmack ist etwas dabei. So viel spielerische Freiheit macht einfach Spaß.
Ebenso originell wie überzeugend ist auch das gesamte „World Building“ im Spiel. Sprich: mit welcher Dichte und Detailreichtum die Handlungsorte, die verschiedenen Fraktionen und ihre Hintergrundgeschichten beschrieben werden. Da sind zum Beispiel die amphibienartigen Munari, die an der Oberfläche ihrer Wasserstadt leben, während ihre Herrscher als ungesehene Götter unterhalb der Stadt in den Katakomben residieren. Oder ein anderes Beispiel: später im Spiel verschlägt es die Truppe in eine fremde Dimension mit merkwürdigen Schattenwesen, die eigenartige Masken tragen und in zahlreiche Fraktion zersplittert sind. Ja, hier werden absolut keine 08/15 Fantasy-Klischees aufgetischt.
Zudem gibt’s in der Welt von Summoner 2 jede Menge kleine und große Geheimnisse zu entdecken. Wer sich etwas Zeit für die Erkundung der Umgebung nimmt, der wird auch belohnt und findet so ziemlich an jeder Ecke etwas interessantes. Das sind manchmal versteckte Waffen und Heiltränke oder einfach tiefergehendes Hintergrundwissen zu den mystischen Orten und ihrer Geschichte. Rollenspielfans wie ich, die gerne abseits der Hauptpfade auf Erkundung gehen, werden also regelmäßig belohnt.
Was mich auf Dauer abseits der ansonsten tollen Atmosphäre des Spiels jedoch stört, hat mit der vergleichsweise rückständigen Grafik zu tun. Ich denke man kann durchaus festhalten, dass Summoner 2 nicht gerade zu den optischen Highlights unter den Playstation 2 Rollenspielen zählt. Insbesondere der geringe Detailgrad der Figurenmodelle und die hölzernen Animationen wirken einfach nicht zeitgemäß für das Jahr 2002. Zum Vergleich: das grafisch opulente Final Fantasy X erschien im gleichen Jahr! Hier wird deutlich, dass Summoner 2 auf der selben Grafik-Engine fußt, wie sein zwei Jahre alte Vorgänger.
Mich hat außerdem ein kleines – aber dafür sehr entscheidendes Detail bei der Steuerung regelmäßig Nerven gekostet. Und zwar bietet das Spiel für die zahlreichen Zaubersprüche praktischerweise eine Schnellauswahl über die O-Taste auf dem Controller. Das Problem daran? Dies ist tatsächlich die einzige Taste für sämtliche Aktionen, die ein Charakter besitzt! Egal ob nun der Einsatz von Schleichfähigkeiten, die Einnahme von Heiltränken oder sogar das Benutzung von Quest-Gegenständen. Das führt dazu, dass man in hitzigen Kämpfen alle 10 Sekunden pausieren und die Taste neu zuweisen muss. Hier haben die Entwickler offenbar unterschätzt, wie vorteilhaft eine umfangreiche Schnellauswahl auf dem Controller sein kann. Das haben bereits ältere Titel wie Baldur’s Gate Dark Alliance verstanden und besser gelöst.
Doch die mit Abstand dickste Herausforderung, der man sich beim Spielen von Summoner 2 stellen muss, ist der happige Schwierigkeitsgrad. Denn während man anfangs noch relativ gut vorankommt, warten vor allem in der zweiten Hälfte der Kampagne viele Gefechte gegen unverhältnismäßig starke und zahlenmäßig überlegene Gegner. Am nervigsten sind dabei die Abschnitte in denen man mit nur einer oder zwei Figuren in der Party zurecht kommen muss. Durch die pure Übermacht der Angreifer werden selbst simpelste Scharmützel zur echten Herausforderung. An einer besonders unfairen Stelle habe ich circa 15 Versuche am Stück benötigt und das Spiel daraufhin beinahe komplett abgebrochen. Zwischenspeichern ist zwar in Situationen wie diesen möglich (und übrigens super praktisch) doch das ständige Speichern und Laden zerstört auf Dauer den Spielfluss.
Und genau dieser fehlende Spielfluss und die häufigen Frustmomente haben mir leider mehrfach die tolle Atmosphäre vermiest. Echt schade! Davon mal abgesehen ist Summoner 2 nämlich ein großartiges westliches Rollenspiel, das auf der Playstation 2 seines Gleichen sucht.

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